Abschied vom Iran

Von Täbris aus gab es zwei Wege zur armenischen Grenze. Der offizielle, ca. 250km lang oder über Landstraße, 120km lang. Wir wählten natürlich Landstraße da normalerweise etwas langsamer, aber viel mehr zu sehen. Hätte also erfahrungsgemäß etwa gleich lang dauern müssen. Nach langem kurvigem Auf und Ab in wunderschöner Landschaft hörte die Straße in einem Dorf aber auf einmal auf bzw. wurde zur Piste. Naja, weiter ging es im Schneckentempo in und durch eine schöne Schlucht. Leider nur waren regelmäßig kleine Furten zu queren und in einer eher harmlos Aussehenden krachte es dann. Gut, dass wir immer Gewebeklebeband dabeihaben... Alle Weiteren wurden dann vorsichtshalber mit unseren Unterlegplatten ausgelegt und wir kamen irgendwann auch unten im Tal an. 


Sahand

Unsere letzte Station im Iran war Sahand. Bereits bei unserer ersten Einladung damals in Täbris hatten wir dies ausgemacht, denn wir waren vom Ehemann einer Schwägerin des damaligen Gastgebers eingeladen worden. Damals noch ein "mal sehen" kam es uns dann eigentlich ganz recht, nochmal einen Hafen mit gesichertem Duschen, Internet und allgemeiner Versorgung und Hilfe anzulaufen. Und wir hatten wirklich eine tolle Zeit. Wir wurden so umsorgt, dass wir uns vorkamen wie im 5-Sterne-Hotel mit persönlicher Betreuung. Die iranische Gastfreundschaft ist wirklich unglaublich. Wir konnten uns hervorragend erholen und "sammeln" und unternahmen jedem Tag einem kleinen Ausflug. Wir wurden natürlich chauffiert, macht dann acht Leute im Peugeot 206... Vielen vielen Dank nochmal an unsere Freunde in Sahand!


Urmia(Salz)see

Am eigentlich größten See Irans, dem Urmiasee (ursprünglich 10x größer als der Bodensee!), konnte man eine menschengemachte Katastrophe hautnah erleben. Dieser ehemals gigantische See ist nun gerade noch eine Pfütze. Gerade auch für die Kinder war es sehr eindrücklich. Mit eigenen Augen zu sehen, dass Verschwendung und unbedachter Umgang mit der Umwelt tatsächlich ernsthafte Folgen haben kann, hatte sie und uns sehr bewegt. Man kommt sich dort vor wie auf dem Friedhof. Am nächsten Morgen war dann der Erkundungsdrang der Kinder geweckt und es wurden Bodenproben genommen, Salzschollen untersucht und alle Boote auf Piratentauglichkeit geprüft.

Hier in der Gegend fiel auch ein hohes Aufkommen an Fahrzeugen auf, welche uns aus DDR-Zeiten bekannt sind. Die Kinder mochten aber eher das ulkige Lastenmobil, welches hier scheinbar von jedem benutzt wird. Auf unserem Weg wurden wir übrigens von einer jungen Dame zum Anhalten gezwungen, welche sagte, sie hätte einen Freund der von Deutschland begeistert sei und ob wir nicht kurz auf ihn warten könnten. Von ihm, der sich selbst Deutsch beigebracht hatte, wurden wir gleich in ein Restaurant eingeladen um über die Vorzüge Deutschlands und der deutschen Sprache zu debattieren. Zitat des Iraners: "dem deutschen Volke, das klingt doch wunderbar!"


Kurdistan

Man sagt, dass die sowieso schon herausragende iranische Gastfreundschaft in Kurdistan noch einmal alles übertrifft. Und wirklich, es ist kaum möglich, an einem der Stände mal etwas selbst zu bezahlen. Wenn man nur eine "Kleinigkeit", wie zum Beispiel eine Melone oder 2kg Gurken kauft, kann man selbst mit vielfachem Ablehnen und Androhung von Gewalt den Verkäufer nicht dazu bringen Geld dafür anzunehmen. Und das vor allem bei den Straßenhändlern, die nun wirklich nicht nach Reichtum aussehen. Am Ende haben wir bei einem, der uns wirklich alles schenken wollte, als er kurz abgelenkt war, einen Teil unseres Einkauf selbst auf die Waage gelegt um den Preis herauszufinden. Dann habe ich ihm das Doppelte gegeben und er bestand darauf mir etwas Wechselgeld zurückgeben zu müssen. Für mich erst im Nachhinein zu erkennen gab er mir in kleinen Scheinen gleich wieder fast alles zurück. Dann schauten wir an einem Restaurant etwas zu lange interessiert auf die handgemachte Herstellung des Angebotes und promt lud uns ein Geschäftsmann zum Essen ein und bestellte quer durch die Speisekarte, damit wir alles probieren könnten. -Widerrede zwecklos-
Zur Übernachtung hatten wir uns einen schönen Park ausgesucht, hier wurden wir vom Chef der Parkverwaltung des Bezirks persönlich begrüßt und ein englischsprachiger Mitarbeiter (Ingenieur) extra zur Betreuung für uns abgestellt. Es war auch sonst sehr lustig dort, denn täglich strömten hunderte Schulkinder durch den Park und das Museum. Wir aber waren die größte Sehenswürdigkeit an diesen Tagen. Auch für die übrigen Parkbesucher, die uns im Gegenzug für gemeinsame Fotos mit Kebab, Eis und Naschereien verwöhnten.

Nach zwei Tagen in Saus und Braus zogen wir weiter Richtung Nordwesten, zur Abwechslung übernachteten wir wieder allein in der Natur.


"Schäferstündchen"

Nun war mal wieder Zeit für eine ruhige Übernachtung. Wir suchten uns ein gemütliches Plätzchen zwischen irgendwelchen Dörfchen und genossen einen Abend allein. Am nächsten Morgen besuchte uns erst eine Schafherde samt Schäfer und anschließend seine komplette Familie. Es war eine tolle Begegnung. Wir machten fleißig Fotos und dank unseres Sofortbilddruckers konnten wir wieder nette Dankeschön verteilen, denn wir wurden verköstigt und mit Dugh, Joghurt und Milch aus eigener Produktion beschenkt.


Lorestan

Auf unserem Weg zurück nach Nordwesten wollten wir in einer der Städtchen Lorestans übernachten. Prompt wurden wir wieder nachdringlich eingeladen. Für uns immer wieder erstaunlich war der optische Unterschied zwischen draußen und drinnen. So auch hier. Am Folgetag wurden wir auch gleich zu einem Ausflug in die Gegend begleitet und gegen Nachmittag fuhren wir dann weiter Richtung Kurdistan.


Isfahan - Halbzeit!

Nun war also unser "Ziel" erreicht. Wir hatten uns vorgenommen, mindestens bis Isfahan zu kommen. Dies war nun also voll im Zeitplan geschafft. Weitere Perlen im Süden wie Yazd und Schiraz wollten wir allerdings nicht mehr anfahren, lieber würden wir uns weiterhin mehr Zeit pro Ort nehmen. In Isfahan standen wir zwei Tage auf einem sehr zentralen Hotelparkplatz und konnten den großen Platz und die Brücken gut fussläufig erreichen. Nachts beim Bilder sortierten erlitt ich fast einen Schock. Plötzlich saß ein 12cm großes Monster auf meinem Arm! Dieses verschwand anschließend  im Auto und wir fanden es erst am nächsten Tag wieder und setzten es schnell aus.

In Isfahan bummelten wir über den Basar, besichtigten die Privatmoschee des Schah und die Kinder schauten den Kunsthandwerkern über die Schultern. Auf dem Bazar wurden wir auch für den Folgetag zum Essen eingeladen. Daraus entwickelte sich, dass wir am dritten Tag "privat" vor dem Haus der Gastgeber übernachteten. Der Neffe der Gastgeberin lernte gerade Deutsch und so verbrachte er einen ganzen Tag mit uns um sein Deutsch zu verbessern. Der Redefluss unserer Tochter war für ihn eine willkommene Herausforderung. Von der Schwester der Gastgeberin wurde unsere Tochter dann noch zur persischen Prinzessin hochpoliert, was diese sichtlich genoss. Frisch geduscht und gestärkt konnten wir somit zur "Heimreise" aufbrechen.


Das Bergdorf Abyaneh

Von allen Seiten wurde uns dieses kleine Bergdorf empfohlen und so machten wir uns auf den Weg dorthin. Es war auch wirklich sehr nett und malerisch dort. Die kleinen roten Häuschen, die Menschen und auch die Gäste. Wir lernten dort sehr nette Touristen aus Teheran kennen und verbrachten viel Zeit miteinander. Schade wie überall auf der Welt ist, dass es auch hier fast nur noch alte Leute gibt. Aber immerhin, einige der jungen Leute entdecken das Dorf wieder und benutzen und erhalten ihre Elternhäuser als Wochenendhäuser. Zum Abschied gönnten wir uns einen Restaurantbesuch und probierten auch zum ersten Mal das Nationalgetränk Dugh.


Die Wüste!

Endlich ging es also das lang ersehnte Abenteuer Wüste. Auf dem Weg dorthin begegneten wir einem jungen wüstenbegeisterten Iraner, welcher seine Freizeit nahezu komplett in der Wüste verbringt. Er wollte unbedingt unser Führer sein und so zogen wir zusammen weiter Richtung Sand. Wir schauten in einer alten Karawanserei vorbei und kletterten auf die höchste Düne der Region, genannt: "die Wand". An einer schönen Stelle trafen wir auf eine campierende junge deutsche Familie und so beschlossen wir, die Nacht gemeinsam zu verbringen. Die Heimreise unseres Führers verzögerte sich dann allerdings, da ein Sandsturm aufzog. Puhh, das war heftig! Also wurde er von uns verköstigt und als sich der Sturm gelegt hatte fuhr er davon und wir genossen den Sonnenuntergang in der stillen Weite der Wüste.


Kashan

Kashan! Wirklich ein nettes Städtchen! Wir beschlossen, zum Wohle der Kinder wieder einen Gang runterzuschalten und hier ein Weilchen zu bleiben. So übernachteten wir mal am Park und mal an der Moschee und besichtigten viel Schönes. Den wunderschönen Bazar, ein altes Herrenhaus, eine Moschee und die Stadtmauer. Wir trafen einen netten Herrn aus Deutschland, entdeckten schöne Hinterhöfe und tolle Dachterrassen. Das Ganze in ruhiger Kleinstadtatmosphäre. Genau richtig für Familien!


Ghom

Auf unserem Weg in den Süden wollten wir Ghom eigentlich auslassen, denn hier steht eines der wichtigsten Heiligtümer des Islam. Wir befürchteten demzufolge Trubel in entsprechend strengem Rahmen. "Leider" brach schon kurz vor Ghom die  Nacht herein und wir beschlossen, doch in einem Park in Ghom zu übernachten. Allerdings hatten hier scheinbar geschäftstüchtige Hoteliers dafür gesorgt, dass in den Parks nicht übernachtet werden darf und alle Pilger sich also in Hotels einzufinden hätten. Die Stadt war außerdem, wie befürchtet, total mit Pilgern vollgestopft und kostete uns fahrtechnisch einige Nerven. Am Ende verirrten wir uns an einen kleinen Spielplatz, stellten dort unser Auto ab und fielen in die Betten. Am folgenden Morgen stellte sich heraus, dass wir vor dem Haus einer überaus netten Familie gestanden hatten welche uns sogleich in ihr Haus einlud. So wurden wir an diesem Tag durch die Stadt gefahren und konnten die Nacht in einem kühlen Haus verbringen, denn wir kommen dem Wüstenklima näher und näher...


Soltanieh & Qazvin

Nach unserem Aufenthalt in Täbris ging es nun durch die "Bunten Berge" Richtung Qazvin, denn dort sollte es landschaftlich wohl sehr schön sein. Wir übernachteten als Zwischenstopp in Zandschan und lernten die iranische Art der Reiseübernachtungen kennen. Am Folgetag gab es etwas Kultur in der alten Stadt Soltanieh. Anschließend übernachteten wir in Qazvin und starteten am Folgetag in die Berge. Hier trafen wir auf ein reiselustiges Pärchen aus Deutschland und verbrachten einen sehr netten Tag miteinander.


Täbris

Unsere erste Großstadt im Iran war Täbris. Diese hatten wir, aus Respekt vor dem Verkehr, auf der Ringstraße umfahren um zum großen Elgolipark zu kommen. Kaum stand unser Auto auf einem geeigneten Stellplatz, kam eine der Picknickgruppen begeistert herangestürmt. Daraus folgte am Ende eine Einladung für den folgenden Tag zum Abendessen und Übernachten. So verbrachten wir einen Tag im Park, fuhren gegen Abend zu unserer lieben Gastfamilie und ließen uns verwöhnen. Bei der Gelegenheit wurde auch gleich noch die ganze Mannschaft geduscht und Wäsche gewaschen.


Iran, wir kommen!

Nun ging es also rein ins Getümmel! Man hörte ja schlimme Geschichten über den Verkehr, aber mich störte er nicht, es war allerdings sehr anstrengend, immer auf alle zu achten. Sprich, jeder fährt im Iran wie, wann und wo es ihm gerade passt. Blinker gibt es nicht, auch keine Vorfahrtsregeln, Straßenspuren schon gar nicht. Wir schlugen uns zur ersten Stadt und dort zum Stadtpark durch, denn ich hatte gelesen, dass man da eigentlich immer gut stehen könne. Dem war dann auch so. Es gab freie Parkplätze, einen Spielplatz und Toiletten. Wir wurden von allen Seiten freundlich begrüßt und herzlich Willkommen geheißen. Nach kurzer Zeit sprach uns auch ein Feuerwehrmann von der daneben liegenden Wache an. Wir möchten doch bitte auf das Feuerwehrgelände fahren und dort übernachten, dass sei sicherer. Gesagt, getan - wir parkten um. Sofort wurden wir von den wachhabenden Feuerwehrleuten mit Gebäck und Limonade verköstigt. Wir wurden durch die ganze Wache geführt und nach und nach gesellten sich immer mehr Leute dazu. Ein Feuerwehrmann ließ es sich nicht nehmen, weiteres Gebäck und etwas Spielzeug für unsere Kinder zu kaufen. Nachdem wir noch unser Auto vorgeführt hatten und die obligatorischen Fotos gemacht waren, ging es dann zur ersten Nachruhe im Iran, behütet von der Nachtschicht der örtlichen Feuerwehr.


die gefürchtete Grenze

Die Einreise in den Iran verlief an sich reibungslos. Die Beamten waren sehr freundlich und hilfsbereit. Es war nur nicht ganz einfach, die Schlepper loszuwerden. Für jeden unaufgefordert getätigten Handgriff wollten sie im Nachhinein ordentlich Kohle sehen. Also gleich mal 20-30€! Blöd ist, dass manche Beamte in Zivil herumlaufen und man nie genau weiß, ob eine Aufforderung gerade von einem Schlepper oder Beamten kommt. Naja, und als ich am Ende immernoch partout kein Geld zu seinem schlechten Kurs tauschen wollte, ward ich einen gar nicht mehr los und musste mir Horrorgeschichten anhören wie schlecht es uns im Iran ohne Geld ergehen würde, da man nirgends mehr tauschen könne. Ich musste tatsächlich erst richtig sauer werden und ihn echt anbläffen, damit er sich entfernte.